(Ironie aus.)
So ihr lieben Männer UND Frauen, jetzt haltet euch fest. Es geht um Blut, und zwar Blut, welches euch anekelt oder vor welchem oftmals Männer aber auch Frauen zumindest einen wahnsinnigen Respekt haben. Blut, welches sich monatlich absetzt und welches ein Sinnbild für so vieles sein kann. Ich finde, dass es an der Zeit ist, Blut und vor allem Menstruationsblut als etwas ganz Natürliches zu sehen. Und ich glaube auch, dass Man(n) diesem Thema auch immer schwieriger aus dem Weg gehen kann, denn mittlerweile gibt es so einiges an Gegenwind in den sozialen Medien aber auch in verschiedensten (Frauen)Bewegungen. Habt ihr euch schonmal gefragt wieso in der TV-Werbung das Blut als hellblaue Flüssigkeit dargestellt wird? Klingelts? Wir Frauen sind keine Schlümpfe die blau menstruieren. Wir sind Menschen, wir sind, auch wenn wir das oftmals nicht wahrhaben möchten, Wesen, die der Natur entspringen. Was also genau ist es, was in unserem Kopf hängt und uns nicht zulässt der Wahrheit ins Gesicht zu schauen?! „Blut wurde schon früh als Träger der Lebenskraft angesehen.“ – dies ist der erste Satz in Wikipedia im Eintrag „Kulturgeschichte des Blutes“. Selbst im Judentum wie auch im Christentum wurde das Blut als heiliges Sakrament, gerade bei Opferbringungen, angeschaut. Jedoch NICHT bei menstruierenden Frauen. Denn da wurde die menstruierende Frau als unrein betrachtet und von jeglichen rituellen Handlungen ausgeschlossen.
Der Glaube, dass das Menstruationsblut ein giftiger Stoff sei, setzte sich im 1. Jahrhundert nach Christus allgemein in der antiken Welt durch und wurde noch im 20. Jahrhundert von Wissenschaftlern vertreten. JA, selbst Wissenschaftler haben offenbar nicht immer recht. Selbst im Mittelalter, wo der regelmässige Blutfluss der Frauen als sehr wichtig für die Gesundheit betrachtet wurde, wenn keine Schwangerschaft vorlag. Klar, denn da waren die Frauen nichts mehr als eine Geburtsmaschine oder die, die für die Bindung grosser Häuser und Menarchen, zuständig waren. Denn der Bund dieser grossen Häuser wurde erst mit einem Kind so richtig besiegelt. „Die Menstruation wurde aber auch dort immer noch als ein negativer Vorgang betrachtet, der auf die Minderwertigkeit der Frau hindeutete.“ So auch ein weiterer Auszug aus Wikipedia zur Kulturgeschichte der Menstruation. Ja und selbst in der Zeit der Aufklärung (17.+18.Jhr) wurde die Frau als minderwertiges Wesen betrachtet. Allerdings wurde dies nun nicht mehr mit der Sündhaftigkeit des weiblichen Geschlechts begründet, sondern mit dem näheren Bezug der Frau zur Natur, welche jedoch von der „Zivilisation“ beeinträchtigt wurde. Im 20. Jahrhundert sind wir so ziemlich auf dem Höhepunkt, denn da wurde das Menstruationsblut von einem Wiener Arzt als giftig verurteilt, da er seiner Haushälterin zusah, wie Sie Rosen in eine Vase stellte, welche danach sehr schnell verwelkten. Er schloss daraus, dass ihr Blut das „Menstruationsgift Menotoxin“ enthalte, welches er im Blut und Schweiss nachgewiesen habe. Erst 1958 beweis dann ein anderer Arzt die Ungiftigkeit der Menstrualblutes. Noch heute befindet sich dieser Irrglaube, die Menstruationsblutung sei unrein, eklig oder gar störend. Man muss sich noch immer als Frau „schämen“, wenn man sagt, dass man gerade die „Regel“ hat. Alles was dann entgegenkommt ist dann ein verzogenes Gesicht und ein semi-bemitleidender Kommentar oder gar sonst ein relativ unnötiger Spruch. Ja, kommt klar damit. Wir Frauen menstruieren, wir bluten ein Mal im Monat, da es elementar für unsere Gesundheit und Fortpflanzung ist. Und meiner Meinung nach wird es Zeit, das heilige Blut, im Sinne als Träger der Lebenskraft, wieder als heilig anzusehen. Denn es bringt leben und symbolisiert monatlich den Akt des Sterbens und des wieder Aufblühens. Es symbolisiert der immerwährende Zyklus der Erde, des Mondes, der Zeit und noch so vieles mehr. Und auch wenn man mit der ganzen Spiritualität nichts zu tun hat oder gar haben möchte, so darf es doch noch immer als Akt der Natur angesehen werden. In voller Liebe und Respekt zu seinen Mitmenschen.
Mit der ersten Menstruationsblutung, Menarche genannt, beginnt die Geschlechtsreife und die Fortpflanzungsfähigkeit. Durchschnittlich bekommen wir Frauen ca. 400 Mal die Möglichkeit, Leben in uns zu erwecken, zusammen mit dem Samen des Mannes und menstruieren genau so viele Male. Also auch hier ein hormonelles Wunder, welches der menschliche Körper (er)schafft. Soll dieses wirklich unterbunden werden mit Anti Babypillen, Nuvaringen oder gar dem Antimenstruationswunder; Verhütungsstäbchen (wieso eigentlich diese Verniedlichung)!? Sollte es nicht das Ziel sein, der Natur einfach ihren freien Lauf zu lassen und das was natürlich ist auch als natürlich anzusehen? Wie also können wir einen neuen Zugang zur Menstruation finden? Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, wenn wir verwöhnten Westler mal einen Gang zurückschalten und uns umsehen, was unsere Nachbarn so machen (hier sind nur einige positiven Rituale aufgelistet, denn auch andere Länder sehen die Periode noch als unrein an). Im alten Griechenland wurde bei den Frühlingsfesten Mais mit dem Blut der Menstruation vermischt und auf die Erde gestreut, um die Fruchtbarkeit des Bodens durch die Schöpfungskraft im Blut der Frau, zu erhöhen. Die Navajo Ureinwohner aus der USA haben die erste Menstruation einer Frau in einem vier Tage andauerndem Fest gefeiert, welches die spirituelle und körperliche Verbindung der weiblichen Göttlichkeit mit der Mutter Erde symbolisierte. Bei den Yurok, ebenfalls Ureinwohner der USA, gab es eine Gruppe von Frauen die ihre Periode jeden Monat zur gleichen Zeit hatten. Sie führten während des Zyklus untereinander eine Reihe von Ritualen durch, welche gemäss ihnen in der Zeit die grössten spirituellen Erfahrungen machen durften. Die Rungus-Frauen aus Borneo gehen ganz gelassen mit der Menstruation um. Sie sagen, dass es einfach eine Körperflüssigkeit ist, welche ausgeschieden werden muss. In einigen Teilen Ghanas sitzen junge Mädchen, die ihre Menarche erleben unter schönen zeremoniellen Schirmen, wenn sie ihre Menstruation bekommen. Die Familie macht ihr Geschenke und huldigt ihr – sie wird wie eine Königin gefeiert. Bei den Beng-Frauen der Elfenbeinküste werden die von Männern auferlegten Einschränkungen für menstruierende Frauen als positiv gesehen. Sie sei wie die Blüte eines Baumes. Man braucht die Blüte, bevor der Baum Früchte tragen kann. Und ich kann es nur wieder betonen. Letzten Endes geht es doch darum umzudenken, eine negative Ideologie, des Schmutzes und der Sünde, in eine positive, in Respekt, Demut und Nächstenliebe zu ändern. Mehr braucht es doch gar nicht.
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